Mein Leben in der Dunkelheit

Veröffentlicht 21.02.2011

 

Ich war mal eine kurze Zeit blind. Ja, richtig gehört - blind - ich hatte voll Schiß es für immer zu bleiben.
Ich hatte damals in meiner kleinen 1 - Zimmer - Wohnung eine Anfallsserie. Ich war damals 22, also vor 18 Jahren. Es war brutal. Ich bekam einen Anfall nach dem anderen und fühlte mich wie tot. Damals war ich zum Glück nicht alleine. Einer nach dem anderen kam. Ich war immer wieder wach und wieder weg.
Meine damalige Freundin rief einen Sani und ich kann mich nur dunkel erinnern, denn ich war fertig. Jedenfalls sie kamen und ich schlief. Ich konnte nicht mehr. Sie brachten mich damals nach Nürnberg ins Nordklinikum. Dort war ich ja bekannt mit meine Anfälle, aber dieses mal war alles anders.
Ich hatte zusammengezählt zuhause, im Sani und im Krankenhaus 17 Anfälle und das in 1 Stunde. Jetzt wißt ihr, warum ich nur schlief. Normalerweise schlief ich nach jeden Anfall 3 Stunden und nach 17 in einer Stunde.... Rechnet mal... also 17 mal 3 = 51 Stunden. Ich wachte manchmal auf, alles dunkel, und schlief wieder.
Doch irgendwann nach 2 Tagen hatte ich ausgeschlafen, aber es war immer noch alles schwarz. Ich hörte Stimmen, aber ich sah niemand und plötzlich merkte ich, irgendwas stimmt nicht. Aber was? Bis eine Schwester kam und ich sah sie wieder nicht, dann war mir klar, ich bin blind. Scheiße, was ist passiert? Warum?
Dann kamen die Ärzte und sagten, sie wissen es nicht und ich dachte, das gibt es nicht. Was soll das? - Ich blind?

Und so begannen meine Tage in der Dunkelheit.
Eine Schwester kam in der früh und wusch mich und eine Schwester, die mir zeigte, wo mein Kaffee steht und mir mein Brötchen schmierte. Mittags eine Schwester, die mich fütterte.... Jetzt war mir klar, nein das schaff ich nicht. Jetz hieß es aufhören. Sie hatten es geschafft, ich gebe auf. Ich bring mich um, denn ein Leben lang kann ich so nicht leben, immer in der Dunkelheit. Das war zuviel, selbst für mich!
Ich war zwar Schmerzen gewohnt, aber nichts mehr sehen, nein geht nicht. Aber ich weiß nicht, warum ich dachte, die ersten 3 Tage, wart erst mal ab, umbringen kann ich mich immer noch. Und nach 4 Tagen war meine Dunkelheit nicht mehr ganz so dunkel, sondern mehr dunkelgrau. Ich dachte mir, komisch, gibt es das? - Und ich schaute immer ins Graue und hoffte einfach.
Am fünften Tag kam in der früh die Schwester und plötzlich waren weiße Schatten da und ich drehte mich überall hin und nach oben und da waren auch weiße Schatten. Es war das Licht und ich schaute wieder den ganzen Tag und ich fand immer mehr helle Schatten und langsam wurde alles heller.
Am sechsten Tag hab ich von der Schwester in der Früh sogar die Umrisse gesehen und vom Fenster und auch die Ärzte. Ab da wußte ich, es wird wieder. Ich schaute wieder den ganzen Tag rum und alles war hell. Ich konnte Sachen wieder erkennen.
Am siebten Tag in der Früh kam die Schwester und plötzlich erkannte ich das Gesicht. Ich sah langsam wieder. Zwar verschwommen, aber stündlich wurde es schärfer und ich wußte, ich habs geschafft. Einfach ja, ich habs geschafft und ich dachte, scheiß Anfälle aber ihr macht mich nicht platt. Ein paar Tage später war alles Gott sei Dank wieder normal.
Bei den Gesprächen mit den Ärzten, woher das kam, meinten sie, das sie vermuten, durch die Menge der Anfälle in der kurzen Zeit, haben sich die Bänder und die Muskeln, die sich bei den Anfällen nach hinten drehen, überdreht. Deswegen wurde ich blind.

Man hatte ich Schiß, aber ich habe nicht aufgegeben, denn sterben kann ich später immer noch. Oder was sagt Ihr?

 


 

                                                                                                                                             

 

 

 

 

 

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